Foto: Paradeplatz in Pjöngjang
Paradeplatz in Pjöngjang
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Mediziner erhielten Einblick in das unbekannte Land

Internationale Ärzte-Delegation reiste nach Nordkorea

Ein Regime, das immer wieder mit dem Bau von Atomwaffen droht oder behauptet, sogar welche zu besitzen, ist Nordkorea. Dass eine internationale IPPNW-Delegation Ende August das asiatische Land besuchte, ist deshalb kein Zufall. Unter den fünf Ärzten war auch Stephan Kolb von der Nürnberger IPPNW-Gruppe.

Stephan Kolb, der auch schon Bundesvorsitzender war, präsentierte seine Reiseerlebnisse bei einem Vortrag im »Eckstein«. Denn »wir müssen eine möglichst breite Öffentlichkeit wachrütteln, damit sich etwas bewegt.«

Viel wird der Besuch der fünf Mediziner in Nordkorea nicht bewirken, ist sich Kolb bewusst. Aber es ist zumindest ein Anfang. Es ist schon ein »Wunder« gewesen, dass sie überhaupt in das Land einreisen durften. Denn der Staat ist politisch und gesellschaftlich extrem isoliert.

Umso erfreuter reagierten die IPPNW-Mitglieder, als sie ihre Einreisevisa erhielten und im vergangenen August für vier Tage nach Nordkorea fliegen konnten. Begleitet wurden sie bei ihrem Aufenthalt in dem kommunistischen Land von zwei Mitgliedern der dortigen IPPNW-Sektion, die staatlich organisiert ist. »Nordkorea erinnert an die Sowjetunion der 70er oder 80er Jahre«, umschreibt Kolb seine Eindrücke. Auf den Straßen wären nur wenige Autos zu sehen - Öl und Benzin sind knapp. Es herrscht Elektrizitätsmangel: Abends geht in der Millionenstadt Pjöngjang das Licht aus. Auch das Warenangebot in den Städten ist schlecht. Reis gibt es auf Marken, meist streng rationiert.

 Nordkorea

Noch immer gehört der Staat weltweit zu den ärmsten. Nach einer Ernährungsstudie, die die Vereinten Nationen, UNICEF und das nordkoreanische Gesundheitsministerium 2004 erstellt haben, sind 37 Prozent aller Kinder unter sechs Jahren unterernährt. 23 Prozent davon leiden an Wachstumsstörungen. »Die Situation wird besser, ist aber noch weit davon entfernt, befriedigend zu sein«, urteilt Kolb. Gerade im Bereich der Landwirtschaft hätte sich in den letzten Jahren vieles verbessert: »Aber es reicht vorne und hinten nicht.«

Natürlich war die Besichtigung von Krankenhäusern ein Hauptpunkt auf dem Programm. Auch hier stellte der Mediziner, der das Informations- und Bildungszentrum am Klinikum leitet, schockierende Zustände fest. »Wir haben wenig Technologie dieses Jahrzehnts gesehen und noch weniger Geräte, die am Stromnetz hingen«, erzählt er. Vieles sei nur »Show« gewesen, was ihnen präsentiert wurde. Trotz ständiger Begleitung blieb der Delegation nicht verborgen, wo es ebenfalls hapert - etwa bei der Versorgung mit Medikamenten. Deshalb hatten die fünf Ärzte feine Hemden (»zum Gespräche führen«) und viele Vitamin-Packungen im Koffer. »Wir wissen, dass wir nicht jedem helfen können, aber wir wollten doch wenigstens ein bisschen etwas tun.«

Das haben sie sicherlich geschafft - auch wenn das Thema Atomkraft so gut wie ausgeklammert blieb. Sie konnten sich einen eigenen Eindruck von dem Land verschaffen. Zudem sind wichtige Kontakte zu Organisationen und anderen Ärzten geknüpft. So plant die IPPNW bereits für 2006 eine einwöchige Fortbildungsreise durch verschiedene Kliniken des Landes. Ein Austauschprogramm für nordkoreanische Studenten soll folgen.

Von Sharon Chaffin, Nürnberger Zeitung, 20.10.2005

 
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