Beteiligung am Ostermarsch 2003
Redebeitrag von Dr. Elisabeth Wentzlaff
IPPNW Nürnberg
- Zelte statt Wohnungen
- Dreckwasser statt Trinkwasser
- Infektionskrankheiten statt Impfungen, Verbandszeug und Medikamente
- Flüchtlingslager statt ziviler Geborgenheit
- Prothesen statt körperlicher Unversehrtheit
- Kaputte Generatoren statt Elektrizität
- Trümmer statt Straßen und Brücken
- Wiederaufbau nach Zerstörung statt erhaltener Infrastruktur
Erst zerstören, dann heilen!
So haben wir Ärzte und Ärztinnen uns unsere Arbeit nicht vorgestellt!
Das Gesundheitssystem im Irak, welches einmal zu den besten seiner Region gehörte, war bereits vor diesem Krieg nach Jahren der Diktatur und der Sanktionen in einem katastrophalen Zustand. Die Zerstörungen durch den aktuellen Krieg haben die Möglichkeiten unserer ärztlichen Kollegen und Kolleginnen und ihrer Teams drastisch verringert, ihre verletzten und traumatisierten Patienten medizinisch zu versorgen. Da die Siegermächte die erwarteten Plünderungen der Krankenhäuser in den letzten Tagen nicht verhindert haben, bedeutet dies den letzten vernichtenden Schlag für die medizinische Infrastruktur des Landes. Diese Plünderungen werden weiteren zahllosen Kranke und Verwundeten das Leben kosten.
Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit ist ein elementares Menschenrecht. Dazu gehört ein funktionierendes Gesundheitssystem. Im Irak und in allen anderen kriegsgebeutelten Staaten muss ein solches Gesundheitssystem wiederhergestellt werden, damit unsere Kolleginnen und Kollegen, das gesamte medizinische Team und alle Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wieder die humanitäre Hilfe leisten können, die ihre Bevölkerung so dringend braucht.
Besonders schutzbedürftig – auch im Sinne der Genfer Konvention – sind dabei die Kinder: Ihnen muss in besonderer Weise der Schutz und die Versorgung durch die Siegermächte zukommen (Art. 50 I GA IV; Art. 77 I ZP I). Dazu gehört auch z.B. die raschestmögliche Wiederherstellung der Wasserversorgung, um die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern.
Was können wir selbst tun?
Viele Menschen in den Ländern, die den völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Irak verhindern wollten, sind der Meinung, dass allein die Angreiferstaaten auch den Wiederaufbau des Landes finanzieren sollen, wozu sie nach der Genfer Konvention ganz eindeutig verpflichtet sind. Dementsprechend ist auch die Spendenbereitschaft in Deutschland noch sehr gering.
Die Menschen im Irak können nicht auf eine politische Einigung warten!
Die Versorgung mit Nahrung, sauberem Wasser und einem funktionierenden Gesundheitswesen muss sofort wieder hergestellt werden. Dies ist momentan nur durch den massiven Einsatz von humanitärer Hilfe möglich. Die deutsche Sektion der IPPNW – Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs – will medizinische Hilfsgüter in den Irak bringen. Schon nach dem zweiten Golfkrieg 1991 und während des Embargos hatte die IPPNW-„Irak-Kinderhilfe“ acht Transporte mit medizinischen Gütern in den Irak durchgeführt. Ein weiterer Hilfstransport wird derzeit in Absprache mit den Kollegen im Irak bereits organisiert. Wir protestieren in diesem Zusammenhang gegen die Auflage der USA, dass sich alle Hilfsorganisationen bei den US-Truppen registrieren lassen müssen. Hilfsorganisationen sollen in der irakischen Bevölkerung nicht als „Nachhut der Siegermächte“ wahrgenommen werden!
Wir fordern:
1. Die Wiederherstellung des Gesundheitssystems im Irak
2. Humanitäre Hilfe muss auch ohne die Registrierung durch die USA möglich ist. Wir können nicht akzeptieren, dass Hilfe nur an der Seite von Koalitionstruppen möglich ist!
3. Alle gesundheitsgefährdenden Kriegsgeschosse und Minen müssen entfernt werden, so auch die radioaktiven und hochgiftigen Urangeschosse
4. Die Bundesregierung muss im Weltsicherheitsrat weiter eine strategische Allianz mit allen Kriegsgegnern eingehen, um Resolutionen zur waffenfreien Durchsetzung von Menschenrechten z.B. mit Hilfe von langfristig entsendeten Waffeninspekteuren und Menschenrechtsbeobachtern durchzusetzen.
Wir wünschen uns:
Helfen Sie mit Ihren Spenden, denn was an gesundheitlichen Schäden noch zu erwarten ist, kann keiner abschätzen.
Unsere Visionen:
- Wohnungen statt Zelte
- Trinkwasser statt Dreckwasser
- Impfungen, Verbandszeug und Medikamente statt Infektionskrankheiten
- Zivile Geborgenheit statt Flüchtlingslager
- Körperliche Unversehrtheit statt Prothesen
- Elektrizität statt kaputte Generatoren
- Straßen und Brücken statt Trümmer
- Erhaltene Infrastruktur statt Wiederaufbau nach Zerstörung
Heilen statt töten